Das Jahr des Greifen: Die Reise nach Xorlosch
24. Efferd, 1013 BF: Aufbruch aus Greifenfurt
Anmerkung: Meine Männer sind auf meinen Befehl hin heute in den frühen Stunden nach Mitternacht gen Xorlosch aufgebrochen, ich selbst bin in Greifenfurt geblieben. Die nachfolgenden Berichte sind teilweise erst nach der Rückkehr meiner Männer verfasst worden, basierend auf den Berichten der Männer, späterem Schriftverkehr mit Agent Koschammer sowie - sehr zu meinem Leidwesen - zahlreichen Gesprächen mit Anshelm Horninger. Sie sind jeweils mit einem Vermerk 'Nachtrag' gekennzeichnet.
Der Aufbruch erfolgte im Schutze der Nacht. Darrags Vorschlag, an einige Baumstämme eiserne Haltegriffe anzubringen und sich mit Hilfe dieser Stämme die Breite stromabwärts treiben zu lassen, wurde umgesetzt. Die Ausrüstung der Männer wurde in wasserdichte Fässer gepackt und ebenfalls an den Baumstämmen befestigt. Der Angroscho nahm sogar seine komplette Plattenrüstung in einem Fass mit, verrückter Kerl. Hätte nicht gedacht dass das überhaupt funktioniert.
Etwa eine Meile flussabwärts gerieten die Männer in eine Flusssperre der Schwarzpelze, die sie nur mit großer Mühe und viel Glück ohne einen Alarm auszulösen passieren konnten. In den eisigen Wassern der Breite wäre Mythornius fast für immer zu Efferd gerufen worden, hätte ihn Siglinde nicht rechtzeitig aus den Fluten der Breite gerettet. Einige Meilen nach Greifenfurt beschloss man, die Wasser der Breite zu verlassen und dem Ufer weiter zu folgen, den Dank dem launischen Efferd waren die Fluten bereits eisig und bargen die Gefahr von Unterkühlung und Tod.
25. Efferd, 1013 BF: Nachtrag - Im Reichsforst
An den Ufern der Breite konnten meine Männer nur knapp einer größeren Orkpatrouille entkommen und wurden dabei von den Schwarzpelzen und ihren blutrünstigen Kampfhunden tief in den urtümlichen Reichsforst getrieben. Hatten sie ursprünglich noch den Plan, in Sichtweite des Flussufers gen Süden zu reisen, beschlossen sie nun, sich tiefer durch den riesigen Forst im Herzen Garetiens zu schlagen, denn die Gefahr von weiteren Orkverbänden in Ufernähe war einfach zu groß.
26. Efferd, 1013 BF: Nachtrag - Spuren der Olochtai
In den folgenden Tagen fanden die Männer immer wieder Spuren wilder Orks, die Whassoi wohl in den Tiefen des Reichsforsts angesiedelt hatte. Sie stießen auf die Kadaver zahlreicher Tiere, düstere Kultstätten mit Gebeinen von Tier und Mensch wurden tief im Wald gefunden.
Ich schätze, Whassoi hat die tierisch anmutenden Olochtai nicht ohne Grund im Reichsforst stationiert. Diese Bestien, die noch wölfischer und - sofern man dies überhaupt sagen kann - primitiver als andere Schwarzpelze erscheinen, sind der perfekte Schutz gegen kaiserliche Späher, die dieses Gebiet zu durchdringen versuchen. Meine Männer hatten ebenfalls große Mühe mit diesen Orks. Wer weiß wie viele Kaiserliche den Olochtai in den vergangenen Monden zum Opfer gefallen sind.
27. Efferd, 1013 BF: Nachtrag - Meine Männer treffen eine der Waldhexen des Forstes
Am Abend des 27. Efferds erreichten meine Männer eine Burgruine, tief im Reichsforst verborgen. Sie fanden dort, der Mutter Travia gefällig, Speis und Trank und eine sichere Stätte für die Nacht. Aufgrund den späteren Berichten und Anmerkungen bin ich mir fast sicher, dass es sich hierbei um eine der berüchtigten Hexen des Waldes gehandelt haben muss. Gut zu wissen, dass diese, obgleich dem Glauben an die Zwölfe abgeschworen, sich ebenfalls gegen den gemeinsamen Feind zu stellen scheinen.
Diese Begegnung sollte ich auf keinen Fall gegenüber dem fetten Horninger erwähnen, er wird mit seinem Wahn sonst sicher nach dieser Hexe suchen lassen. Ich habe einmal zugesehen ohne zu handeln, zumindest diese Frau werde ich nicht sehenden Auges in den Feuertod schicken.
Ende Efferd, 1013 BF: Nachtrag - Reise über Njerbusch und Hornbeil bis nach Bitani
Über die kleinen Weiler Njerbusch und Hornbeil erreichten die Männer schließlich die rußgeschwärzten Ruinen des ehemals stark befestigten Dorfes Bitani, das während dem Orkenzug gen Gareth bis auf die Grundmauern niedergebrannt wurde.
Anfang Travia, 1013 BF: Nachtrag - Überquerung von Raller und Rakula
Von Bitani aus wurde die Raller überquert, bei Rakulsbrück die Rakula. Nun war man endlich im Koscher Land und in Sicherheit, waren doch Orkbewegungen südlich der Rakula seit dem großen Zug auf Gareth nicht mehr gesehen worden.
7. Travia, 1013 BF: Die Duglumspest bricht in der Stadt aus!
Es ist nun schon fast zwei Wochen her, seit meine Männer die Stadt verlassen haben. Ich hoffe, dass wir in den nächsten zwei oder drei Monden etwas von ihnen hören.
Heute morgen erreichte mich eine weitere schlimme Kunde: Die Duglumspest ist in der Stadt ausgebrochen! Mehrere Bürger mit dieser schrecklichen Krankheit kamen in den Morgenstunden zu Bruder Gordonius. Ich habe die Betroffenen sofort in die Kasematten der markgräflichen Garnison bringen lassen und unter strenge Beobachtung gestellt. Isolation könnte möglicherweise helfen, das habe ich zumindest einmal gelesen. Ich hoffe wir können der Pest so Einhalt gebieten.
Ich bin mir fast sicher, dass dahinter wieder irgendeine Teufelei der Orken steckt. Oder ist es vielleicht sogar die Rache dieses dreckigen Henkers? Vor gut einer Woche hat einer der thuranischen Legionäre von einem seltsamen alten Mann im Apfelhain erzählt, der wie eine wandelnde Leiche ausgesehen haben soll. Der Bericht des Veteranen wurde damals nicht weiter beachtet, war doch allgemein bekannt das Thorn dem Alkohol über allen Maßen zusprach. Mit dem Ausbruch der Pest in der Stadt erscheint der Bericht allerdings in einem ganz neuen Licht. Ich werde den Hain zur Sicherheit absperren und die Äpfel verbrennen lassen. Das Betreten des Apfelhains wird bei Strafe verboten.
8. Travia, 1013 BF: Nachtrag - Ankunft in Ferdok
Anfang Travia trafen meine Männer endlich in der koscher Grafenstadt Ferdok ein, wie mir Agent Koschammer später zu berichten wusste. Einen Tag nach ihrer Ankunft heuerten sie einen Flusskahn mit Namen 'Stern von Ferdok' an, der sie den Großen Fluss hinab bis zum Fuße der Ingra-Kuppen bringen sollte.
Ungrimm und Agent Kralle sprachen zudem bei Graf Growin von Ferdok vor, der sich auch wegen der Fürsprache von Agent Koschammer als sehr hilfreich erwies. Man beschloss, Siglinde mit der Kunde über Greifenfurt gen Wehrheim zum Heerlager des Prinzen zu schicken und dort um Entsatz für die belagerte Stadt zu bitten. Graf Growin stellte für die Botin Geleitschutz ab, während meine Männer am Morgen des 10. Travias auf dem Großen Fluss gen Xorlosch aufbrachen.
Mitte Travia, 1013 BF: Nachtrag - Die Reise auf dem Großen Fluss
Die Reise auf dem Großen Fluss verlief recht ereignislos, der Flusskahn machte während der Reise an den üblichen Hafenstädten halt: Nadoret, Drift und Albenhus, um nur einige zu nennen. Die Männer waren sich jedoch der Dringlichkeit ihres Auftrages bewusst und verweilten in keiner der Städte und Dörfer entlang des Großen Flusses länger als unbedingt nötig. Agent Kralle lies sogar seine Beziehungen spielen, um den leidigen Stapelzwang in Nadoret umgehen zu können. Von weiteren Aktionen meiner Männer fehlen mir Augenzeugenberichte.
15. Travia, 1013 BF: Nachtrag - Am Fuße der Ingra-Kuppen
Am 15. Travia, so berichteten mir meine Männer später, erreichten sie die Mündung des Hardelbachs in den Großen Fluss. Am Ufer des Hardelbachs führte einer steiler Pfad durch die Ausläufer der Ingra-Kuppen bis hinauf nach Xorlosch. Zwei ganze Tage sollte der Aufstieg dauern.
17. Travia, 1013 BF: Nachtrag - Vor den Toren Xorloschs
An diesem Tage erreichten meine Männer endlich die Tore der mächtigen Zwergenbinge Xorlosch, der Heimat Ungrimms. Durch geschicktes Verhandeln des Angroschos bekam man nur wenige Tage später eine Audienz bei Gramosch, dem Tempelvorsteher des oberirdischen Angrosch-Tempels, zugesichert.
19. Travia, 1013 BF: Nachtrag - Die Audienz bei Väterchen Gramosch
Gramosch empfing die Männer und forderte von ihnen die Teilnahme an einer Prüfung, um sich einer Audienz beim Bergkönig als würdig zu erweisen.
Noch bevor allerdings die Prüfung zu mitternächtlicher Stunde stattfinden konnte erwies sich der Festumer Magus bereits als unwürdig - er betrat einen schwarz verbrannten, heiligen Felsen der Zwerge und wurde daraufhin sofort festgesetzt. Ungrimm meinte, dies sei die Dracheninsel von Xorlosch. Seltsam, ich dachte immer Zwerge und Drachen können sich auf den Tod nicht ausstehen. Werde ihn bei Gelegenheit mal genauer dazu befragen.
20. Travia, 1013 BF: Nachtrag - Die Prüfung der Zwerge
Agent Kralle und Roban konnten zusammen mit Ungrimm die Prüfung des Priesters auch ohne die Hilfe des Magiers bestehen und erstritten sich so das Recht, in zwei Tagen bei Bergkönig Tschubax vorsprechen zu dürfen. Eine Ehre, die bisher nicht vielen Menschen oder anderen Völkern zuteil wurde.
22. Travia, 1013 BF: Nachtrag - Die Audienz beim Bergkönig
Anmerkung: Der Bericht des Bergkönigs Tschubax wurde mir von meinen Männern direkt nach deren Rückkehr nach Greifenfurt berichtet. Hätte ich all dies schon zu jener Zeit gewusst, hätte ich im Nachhinein betrachtet sicherlich einiges anders gemacht.
Tschubax erzählte meinen Männern die Geschichte um Greifenfurt, so wie sie seit jeher von den Ahnen der Angroschim überliefert wird. Saljeth wurde die Stadt einst genannt, ihre Gründungszeit geht noch auf das Bestehen des Bosparanischen Reiches zurück. Die Stadt ist also alt, sehr alt. Etwa 250 Jahre vor dem Falle Bosparans überrannten die Schwarzpelze die Stadt und errichteten unter dem Hügel der Stadt - dort wo bis vor Kurzem noch der Tempel des Praios stand - ein Unheiligtum ihres finsteren Blutkultes. Mehr als hundert Jahre soll die Stadt in den Händen der Orken gewesen sein, ich mag mir gar nicht ausmalen was die Bevölkerung in dieser Zeit zu erleiden hatte.
Die Legionen des Bosparanischen Reiches wurden vor den Toren der Stadt ein ums andere mal blutig zurückgeschlagen, und erst ein Heer aus Angroschim und sogar einigen wenigen Elfen konnte die Stadt erobern. Doch ein mächtiger Orkschamane zog sich mit einer angeblich dem Blutgötzen Tairach geweihten Waffe in die unterirdischen Gewölbe der Stadt zurück und hielt unter den Angreifern blutige Ernte. Xarvlesh, der Fleischreißer, ward diese Waffe geheißen, und sie schlug Wunden, die nie mehr verheilten. Den größten Helden der Menschen, Zwerge und Elfen gelang es schließlich, den mächtigen Blutschamanen mit Hilfe eines Greifen, einem Sendboten des Praios, zu vernichten! Deswegen also der Name Greifenfurt. Bei diesem finalen Kampf stürzten allerdings die Gewölbe des Unheiligtums zusammen und begruben den blutrünstigen Schamanen sowie die tapferen Streiter unter sich. Die Elfen und Zwerge verschlossen den letzten Zugang zu den Gewölben auf magische Weise und vermauerten den Torturm genannten Eingang. Nach und nach geriet die Geschichte um die Schlacht um Saljeth in Vergessenheit, und heute erinnert nur noch der Name Greifenfurt an das, was einst geschah.
Das ist es also, was die Orks in der Stadt wollen - die düstere Waffe des Blutgötzen Tairach! Und wer weiß, ob dieser Schamane nicht auch wieder zu unheiligem Leben erwachen wird, wenn seine Gebeine ausgegraben werden.
22. Travia, 1013 BF: Die Duglumspest breitet sich aus!
Die Pest breitet sich trotz meiner Vorsichtsmaßnamen weiter in der Stadt aus. Schweren Herzens werde ich heute den bekannten Empfehlungen der Praios-Kirche und der Inquisition folgen. Die Duglumspest gilt als unheilbar, daher werde ich die Toten sowie die Pestkranken auf einem Scheiterhaufen im Apfelhain dem reinigendem Feuer des Götterfürsten übergeben. Ich hoffe, ihre Seelen werden den Weg gen Alveran finden.
Tote, so viele Tote. Es waren auch Kinder unter den Pestkranken. Ich werde ihre Schreie wohl nie wieder vergessen können. Während der späteren Offiziersbesprechung konnte ich immer wieder die nur mühsam unterdrückten Blicke voller Verachtung, Hass und Unverständnis erkennen. Ob ich das Richtige getan habe? Bei Praios, egal was ich auch getan hätte, es wäre das Falsche gewesen! Ich hoffe wenigstens, dadurch die Pest in der Stadt eingedämmt zu haben, auch wenn der Preis viel zu hoch war.
24. Travia, 1013 BF: Nachtrag - Die Abreise aus Xorlosch
Ende des Monats Travia konnten meine Männer endlich aus Xorlosch abreisen. Der Magus konnte - den Zwölfen sei Dank - gegen einen nicht unerheblichen Dukatenbetrag aus der Haft der Zwerge freigekauft werden.
Nach zwei Tagen beschwerlichen Abstiegs erreichten sie wieder das Ufer des Großen Flusses und wurden von einem Flusskahn mit Namen 'Havenas Freude' bis nach Ferdok mitgenommen. Das Flussschiff war wohl eines der Schiffe, welche dem Ruf des Prinzen nach Ferdok folgten.
2. Boron, 1013 BF: Die Pest ist besiegt!
Praios sei Dank hat meine Maßnahme, die Toten und Erkrankten dem Feuer zu überantworten, wohl wirklich geholfen. Wenigstens waren die vielen Feuertode also nicht umsonst. Seit Tagen ist mir kein neuer Fall zu Ohren bekommen. Den Zwölfen sei Dank!
6. Boron, 1013 BF: Verstärkung der Schwarzpelze trifft ein
Am heutigen Tage sind unter dem Banner des Schwarzen Marschalls sicherlich an die tausend Schwarzpelze vor Greifenfurt eingetroffen. Während ich von Tag zu Tag weniger Verteidiger zur Verfügung habe, werden die Orks vor den Toren der Stadt immer zahlreicher. Keine gute Ausgangslage.
Ich habe vom Balkon des Magistrats aus wieder eine Rede an die Bevölkerung gehalten. Ich glaube nicht, dass sie der Moral der Bürger zuträglich war, hier und da gab es sogar Schmährufe gegen mich. Wer kann es ihnen verdenken, ich selbst hadere ja ebenso mit meinen Entscheidungen. Habe trotzdem einige der lautesten Zwischenrufer festsetzen lassen, ich kann es mir nicht leisten, auch noch meine Autorität zu verlieren. Das Kriegsrecht gilt weiterhin, dies muss jedem Bürger der Stadt zu jeder Zeit bewusst sein, sonst kann ich auch gleich den Schwarzpelzen Tor und Tür öffnen.