Das Jahr des Greifen: Rückkehr nach Greifenfurt

21. Boron, 1013 BF: Nachtrag -  Rückkehr nach Ferdok

An diesem Tage kamen meine Männer erneut in der Grafenstadt Ferdok an, wie mir von Agent Koschammer später berichtet wurde. Mittlerweile war dort, wohl auch Dank dem Bericht Siglindes, das Heer des Prinzen eingetroffen und allerorten wurden Vorbereitungen für den späteren Durchbruch der Flussflotte nach Greifenfurt getroffen.

 

Die Männer sprachen erneut bei Graf Growin vor, der zu dieser Zeit auch leider den Inquisitor Anshelm Horninger als Gast bei sich hatte. Der fette Drecksack lies es sich nicht nehmen, einige meiner Männer später zu Gesprächen unter vier Augen einzuladen und zu den Geschehnissen im belagerten Greifenfurt zu befragen. Horninger teilte mir später in der Stadt mit süffisantem Grinsen mit, dass er dank Agent Kralle über alle Vorgänge in der Stadt unter meinem Kommando Bestens informiert sei. Nun habe ich diese fette Qualle also auch noch am Hals, na wunderbar.

 

Agent Kralle scheint wohl die Vorfälle um den Henker und die Erhebung seiner unheiligen Kreaturen nicht überwunden zu haben. Rache ist kein dankbarer Ratgeber. Ich überlege noch, ob ich dem Baron diesen Mangel an Loyalität mitteilen soll. Ist ja eigentlich ein guter Mann.

 

Agent Koschammer ermöglichte es meinen Männern zudem, am nächsten Tag direkt bei Prinz Brin und seinem Offiziersstab vorzusprechen.

 

22. Boron, 1013 BF: Nachtrag - Die Audienz bei seiner Majestät Brin von Gareth

Am folgenden Tage konnten meine Männer bei König Brin von Gareth vorsprechen. Ich mag mir gar nicht vorstellen, wie sich Ungrimm bei all den hochgestellten Persönlichkeiten dort benommen hat, denn sein Temperament scheint der Angroscho kaum zügeln zu können. Wahrscheinlich hat er sich damit das Wohlwollen von Herzog Waldemar und den Unmut des Reichserzmarschalls zugezogen. Im Folgenden berichteten die Männer dem Prinzen und seinem Generalstab all das, was sie in Xorlosch von Bergkönig Tschubax erfahren hatten.

 

Seine Majestät selbst eröffnete meinen Männern, dass man im Begriff ist, in Ferdok eine Flussflotte unter dem Kommando von Großadmiral Sanin mit Proviant und frischen Truppen gen Greifenfurt zu senden, um die Stadt über den Winter zu bringen. Eine wahrlich gute Nachricht, die zu diesem Zeitpunkt aber leider noch nicht bis Greifenfurt durchgedrungen war.

 

Noch am selben Tage entschieden sich die Vier daher, sich mit der hoffungsvollen Kunde alleine bis nach Greifenfurt durchzuschlagen und nicht auf den Aufbruch der kaiserlichen Fotte zu warten. Eine Entscheidung, die ihnen meiner Meinung nach gar nicht hoch genug angerechnet werden kann, spiegelt sie doch die Verbundenheit zu den Greifenfurter Verteidigern und ihren Heldenmut wider.

 

25. Boron, 1013 BF: Nachtrag - Aufbruch aus Ferdok

Am Morgen des 25. Borons brach man also wieder gen Greifenfurt auf - zu Pferde dieses Mal, Agent Koschammer hatte sich in weiser Voraussicht um vier Tiere gekümmert, sicherlich zum Unmut des Zwergen, den ich mir nur schwerlich auf dem Rücken eines Pferdes vorstellen kann.

 

26. Boron, 1013 BF: Die Lebensmittel werden knapp

Trotz Rationalisierung der Lebensmittel reichen die Vorräte in der Stadt wohl nur noch bis zum Mond Firun. Ich glaube nicht, dass wir mit den vorhandenen Lebensmitteln über den Winter kommen werden, der im Greifener Land bekanntlich besonders grimm und eisig sein soll. Ich hoffe weiterhin auf Nachricht von meinen Männern oder dem kaiserlichen Heer.

 

Ende Boron, 1013 BF: Nachtrag - Durch den Reichsforst

In den folgenden Tagen drangen meine Männer immer tiefer in den Reichsforst ein, um so auf dem schnellsten Wege zurück nach Greifenfurt zu gelangen. Sie hatten fast jeden Tag mit den wilden Olochtai sowie später auch mit dem verfluchten Schneetreiben zu kämpfen. Die Weiler Njerbusch und Hornbeil wurden von den Orks geplündert aufgefunden, die wenigen Bewohner verschleppt oder grausam hingerichtet. Boron möge ihren armen Seelen gnädig sein.

 

25. Boron, 1013 BF: Der Winter naht

Heute hat es zum ersten Mal leicht geschneit. Ist zwar nicht liegen geblieben, aber wir werden wohl schon bald wieder mit den Launen des grimmen Herrn Firun leben müssen. Der Winter kommt früh in der Greifenmark.

 

27. Boron, 1013 BF: Der östliche Teil der Stadt fällt in die Hände der Schwarzpelze

Die Schwarzpelze haben den nahenden Winter wahrlich zu nutzen gewusst. Im morgendlichen Schneetreiben des 26. Borons bestürmten sie erneut die Stadt. Darrag und seine Männer konnten das verschüttete Südtor halten, das Andergaster Tor wurde von Wagenfelds Banner verteidigt. An der Bresche innerhalb der Ostmauer wurden Himgis Sappeure allerdings immer weiter zurück gedrängt, so dass ich schließlich aufgrund der steigenden Verluste den Befehl zum Rückzug geben musste. Die alte Ostmauer wurde auf Anraten einiger meiner Männer schon vor Wochen mit Steineichentoren und Holzpalisaden verstärkt, im östlichen Teil der Stadt ist zudem kaum etwas, für das es sich zu kämpfen lohnt. Kein großer Verlust also, aber natürlich alles andere als gut für die Moral der Verteidiger.

 

Den jungen Brohm habe ich während der Schlacht erneut nirgendswo ausmachen können, habe ihn später in der Offiziersbesprechung zusammengestaucht. Hoffe das wird dem Bengel eine Lehre sein. Wenn Blicke töten könnten, so hätte mich an diesem Abend wohl der alte Brohm umgebracht. Fetter, nichtsnutziger, alter Sack, nicht genug dass ich mich mit den Orks vor den Toren der Stadt rumschlagen muss, auch dieses nutzlose Patrizierpack habe ich ständig am Hals.

 

2. Hesinde, 1013 BF: Endgültiger Wintereinbruch

Das Schneetreiben wird immer dichter, kaum einmal dass man die Praiosscheibe mehr als ein paar Minuten am Himmel sehen kann. Über Nacht hat es ununterbrochen und stark geschneit, der Schnee bleibt mittlerweile auch liegen. Wenn das Wetter so weitergeht wird Greifenfurt bald von einer kniehohen Schneedecke umgeben sein. Ich hoffe unser Brennholz reicht aus um über den Winter zu kommen, zur Not werde ich einige der Lagerhäuser im Hafen der Stadt abreißen lassen. Immerhin wird der eisige Winter auch den Orks zu schaffen machen, womöglich sogar mehr als uns - vielleicht sind diese Wilden mit ihrem dichten Pelz aber auch gegenüber Kälte und Frost unempfindlich, es wird sich zeigen.

 

3. Hesinde, 1013 BF: Nachtrag - Burg Ulmenhain

Später, als Greifenfurt bereits wieder fest in der Hand des Kaiserreichs war, berichtete mir der Baron bei einem gemütlichen Wein im 'Stiefel', dass meine Männer damals während ihres Gewaltmarsches durch den Reichsforst auch einige Stunden auf Burg Ulmenhain verbracht haben. Selbst der sonst so gefühlskalte Baron konnte sich dabei ein leichtes Grinsen nicht verkneifen. Dieser Besuch auf der Burg spricht nicht gerade für ihren Orientierungssinn. Im Nachhinein muss ich wohl froh sein, dass sie den Weg zurück nach Greifenfurt überhaupt gefunden haben.

 

4. Hesinde, 1013 BF: Revolte während der allabendlichen Offiziersbesprechung

In der heutigen Offiziersbesprechung habe ich beschlossen, aufgrund der Lebensmittelknappheit die Pferde der im Kampf gefallenen Kürassiere schlachten zu lassen. Großer Fehler, ich hätte das Thema zuvor im kleinen Kreis ansprechen sollen. Es kam zu hitzigen Diskussionen, die schließlich in einer waschechten Revolte endeten. Die Rittmeisterin der Kürassiere, Ricalla von Wilsenmund, zog ihren Reitersäbel und forderte die anwesenden Offiziere auf, mich meines Amtes zu entheben und festzusetzen. Zwar sah ich dem jungen von Blautann seinen Ärger ob meines Vorschlags an, doch überraschenderweise überwog sein Pflichtbewusstsein und er stellte sich auf meine Seite. Hätte man mich vorher gefragt, ich hätte keinen Heller auf seine Loyalität gewettet. So blieben aber letztendlich fast nur von Wilsenmund und der junge Brohm als Aufrührer übrig, die schnell und unblutig festgesetzt werden konnten. Der alte Brohm hat sich gänzlich rausgehalten, auch wenn ich seine hasserfüllten Blicke spüren konnte. Hat sich gut im Griff, der fette Sack.

 

Ich werde von einem Todesurteil absehen und die Aufständischen stattdessen auf die Flussbastion auf der anderen Seite der Breite verbannen. Das soll Strafe genug sein, ich kann es mir wahrlich nicht leisten auch nur einen einzigen waffenfähigen Mann zu verlieren.

 

10. Hesinde, 1013 BF: Die Flussbastion wird erobert, meine Männer kommen in Greifenfurt an

Ich glaube langsam wirklich, dass ich etwas an mir habe, eine unheilige Gabe oder Ähnliches vielleicht. Allen bringe ich den Tod. Heute wurde die Flussbastion von den Schwarzpelzen in Stücke geschossen und überrannt, die Verteidiger wurden bis auf den letzten Mann niedergemacht, die Köpfe hängen jetzt auf Speeren in den Lagern der Orks. In der Stadt sagt man überall hinter vorgehaltener Hand ich hätte vom Fall der Bastion gewusst und die Verbannung der Aufständischen nur als ein besonders grausames Todesurteil gewählt. Ach ihr Zwölfe, wieso habt ihr mich verlassen?

 

Doch später erreichte ein Lichtblick die Stadt, endlich! Meine Männer kehrten aus dem Kosch endlich nach Greifenfurt zurück! Mythornius und Ungrimm gelangten auf magische Weise beeindruckend leicht in de belagerte Stadt, die anderen Beiden ritten tollkühn durch die Reihen der Orks und erreichten über die Südmauer die Sicherheit der Stadtmauern. Ursprünglich wollten sie wohl auf das Südtor zureiten, doch dieses ist seit dem letzten Großangriff der Orks verschüttet und nicht mehr benutzbar.

 

Meine Männer berichteten mir sogleich im kleinen Kreis das Geheimnis um Greifenfurt, welches sie in Xorlosch endlich erfahren hatten. Unter Greifenfurt, früher Saljeth genannt, befindet sich ein altes Unheiligtum der Schwarzpelze, in welchem sich eine verfluchte, dem Blutgötzen Tairach geweihte Waffe befindet: Xarvlesh, der Fleischreißer. Nun hatten wir also endlich den Grund, wieso die Schwarzpelze die Stadt so vehement zu erobern versuchten! Was wir mit diesem Wissen allerdings anfangen konnten wir zu diesem Zeitpunkt noch nicht genau sagen.

 

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