Hakon al'Hashinnah, ehemaliger Gladiator aus Al'Anfa
Hakon al'Hashinnah ist ein großgewachsener, muskulöser Söldner, der früher als Gladiator in der Al'Anfaner Arena kämpfte. Aufgrund seiner herausragenden Leistungen wurde er allerdings vom Patriarchen höchstselbst begnadigt und zieht seither als Söldling und Abenteurer durch die Lande. Im Gasthaus des kleinen bornischen Dorfes Soprieten erzählt er einer guten Freudin allerdings die wahre Geschichte seines Lebens in Al'Anfa:
"Geboren wurde ich, soweit ich das noch weiß, im Mittelreich, genauergesagt in Albernia unter Herrschaft des damaligen Fürsten Cuanu ui Bennain, in einem kleinen Fischerdorf in der Nähe von Havena. Der Name des Fischerdorfs ist mir nicht bekannt. Meine Erinnerungen an die frühe Heimat sind allerdings dunkel und verschwommen, denn schon mit sieben Jahren wurde ich von meinem Vater, Torben Engstrand, einem Matrosen auf der „Meerjungfrau“, mitgenommen um die weite Welt kennenzulernen. Unglücklicherweise ging die Route nach Al’Anfa, um dort exotische Waren gegen allerei Dinge aus Albernia zu tauschen. Allerdings geschah wohl irgendetwas was den Patriarch von Al’Anfa, Tar Honak, verärgerte – es muss wohl nicht viel gewesen sein – und das Schiff wurde gekapert. Die Mannschaft wurde, sofern sie die Besetzung des Schiffes überlebt hatten, versklavt. Mein Vater gehörte nicht zu den Überlebenden...
An die Einzelheiten dieser und nachfolgender Ereignisse kann ich mich heute kaum noch erinnern, lediglich schemenhaft ist mir diese grausame Zeit im Gedächnis geblieben. Auf Wegen an die ich mich nicht mehr wirklich genau erinnern kann gelangte ich als Sklave in das Haus des Kor-Priesters Chalid, einem sehr einflussreichen Mann im Sündenpfuhl Al’Anfa, der auch gute Verbindungen zu einigen Granden pflegte. Nach einigen Jahren Dienste im Haus – auch hier habe ich nur sehr schemenhafte Erinnerungen, nur Kor oder der Götterfürst Boron selbst wissen wohl genau was hier geschah – wurde ich in die Gladiatorenschule von Al’Anfa, das Ordenhaus zum Schwarzen Löwen weitergereicht, um dort die hohe Kunst des Kor gefälligen Kampfes zu erlernen. Nun, ich war schon als Junge recht kräftig und robust anzusehen und so war es wohl nicht weiter verwunderlich das auch Chalid von diesen Eigenschaften Gebrauch machen wollte.
Hinter der Mauern des Ordenshaus wurde ich zwei lange Jahre im Kampf Mann gegen Mann ausgebildet, nur mit dem Ziel einst in der großen, prunkvollen Arena Bal-Honak zur Belustigung des Pöbels mein Leben grausam und möglichst langsam auszuhauchen.
Meinen ersten Gladiatorenkampf, Mann gegen Mann, ich selbst mit Schwert und Schild, der Gegner mit Dreizack und Netz bewaffnet, überlebte ich, auch wenn eine bösartige Wunde auf der Brust noch immer davon zeugt; damals zählte ich noch nicht einaml 16 Götterläufe.
Es sollten weitere Kämpfe folgen, blutige und hässliche Kämpfe gegen andere Gladiatoren, regelrechte Schlachtfeste gegen waffenlose Sträflinge und so manche Hetzjagd gegen exotische oder bösartige Tiere. All das überlebte ich, auch wenn ich die ein oder andere Wunde davon trug.
Mit den Jahren wurde ich immer besser im Kampf mit Schwert und Schild, und auch den Kampf mit Netz und Speer sowie den waffenlosen Gladiatorenstil eignete ich mir an. Mein Glaube an Kor wurde durch die zahlreichen erfolgreichen Kämpfe und das Hochgefühl des Sieges weiter gestärkt, und ich wurde auch immer berühmter, was mir unter den Zuschauern den Beinamen al-Hashinnah einbrachte. Dies ist Tulamidya und bedeutet soviel wie ‚Der Tapfere’, ein wahrlich Kor-gefälliger Beiname.
Doch all die langen Tage und Abende, an denen ich nicht in der Arena stand und um mein Leben kämpfte, waren für mich sehr bedrückend. Einsamkeit ist etwas, was dein schlimmster Feind sein kann, genau wie die Langeweile und die Unfreiheit auch. Abgesehen von Mahlzeiten und den, zugegebenermaßen zahlreichen, Trainingseinheiten hatte ich nichts zu tun in der ummauerten Enge des Ordenshauses, und von Monat zu Monat wünschte ich mir mehr, all dem den Rücken zuzukehren. Als ich allerdings meinen besten Freund innerhalb dieser Mauern, Drogman, vorsichtig darauf ansprach reagierte dieser dermaßen verwundert das ich nie wieder mit irgend jemandem über ein mögliches Leben außerhalb und nach der Gladiatorenschule sprach.
Eines Abends saß ich, zuvor hatte ich wieder einmal mit unbewaffneten Verurteilten zu tun bekommen, in meiner kleinen Kammer und betrachtete meine Schnittwunden am linken Arm, als ich unbestimmbare Geräusche auf dem Hof des Ordenshaus vernahm. Neugierig stand ich auf, bewegte mich langsam zur Tür und machte diese nur einen Spalt weit auf. Im Hof des Schwarzen Löwen wurden zahlreiche Karren durch Sklaven beladen, soweit ich sehen konnte vier an der Zahl. Die Sklaven luden zahlreiche Pakete, darunter auch Waffen, auf die Wägen. Nebenan sah ich einen der obersten Kor-Geweihten stehen, welcher sich mit einem gut gekleidetem, dunkelhäutigen Mann, wohl einem Granden, unterhielt: „Vor der Dämmerung werden wir noch aufbrechen, glaubt mir Oboto, es wird keinerlei Probleme geben, das ganze wird ein Kinderspiel, so wahr Kor mir beisteht! In zwei Tagen schon werden wir dort sein .. und glaubet mir, sie werden es allesamt bereuen euch bestohlen zu haben!“
Da fasste ich einen Entschluss – lautlos packte ich meine Sachen zusammen, was aufgrund meines bescheidenen Hab und Gutes (genau genommen gehörte es ja sowieso nicht mir, Feqz verzeih) sehr schnell geschah. Dann wartete ich auf eine günstige Gelegenheit, überzeugte mich das mein Zimmergenosse schlief und schlich auf den Hof, auf den nächsten Karren zu. Der Wagen schien voll beladen zu sein und so packte ich die Gelegenheit beim Schopf und stieg auf den Karren. Ich lauschte und versteckte mich dann unter der Plane und wartete...
Stunden später, ich lag noch immer angespannt auf dem hölzernen Boden des Wagens, wurde es rings um die Karren wieder laut – und nach einer weiteren guten halben Stunde, in welcher ich zum göttlichen Feqz betete das ich ungesehen bleiben möge und er meine Heimlichkeit belohnen möge, ging ein Ruck durch den Holzboden und der Wagen schien sich zu bewegen. Ich hörte Stimmen, das Schwingen von Peitschen und das Schnauben von Pferden.
Nach einer Stunde sehr unbequemer Fahrt wagte ich es erstmals, unter der Plane hervorzuschauen: hinter mir – Feqz zu Danke – fuhr kein weiterer Wagen mehr sondern ich sah nur das Madamal am klaren Himmel. Kühn fasste ich einen weiteren Entschluss, und so rollte ich mich möglichst geräuschlos vom Wagen um sofort ins Gebüsch am Wegrand zu hechten. Mit pochendem Herzschlag verharrte ich völlig regungslos, doch es schien tatsächlich niemand bemerkt zu haben das ich im Wagen war! Nach endlosen Minuten wagte ich mich zu bewegen und schaute mich vorsichtig um; kein Wagen weit und breit war zu sehen, und auch sonst war die Straße leer. Ich konnte mein Glück kaum fassen, nach jahrelangem Ausharren hatte ich die Gladiatorenschule wirklich hinter mir gelassen!"