Ungrimm Eisenfaust, Erzzwerg aus Xorlosch
Das dumpfe Klopfen von Holz auf Holz hallte über den Hof von Gut Menzheim begleitet von den herrischen Anweisungen Dimionas. „Eine gute Hauptfrau hab ich mir da hergeholt“, dachte Ungrimm während er einen kräftigen Schluck dunkles Menzheimer aus seinem goldenen Bierkrug trank. Ein hervorragendes Stück Braukunst auf das er wahrlich Stolz war. Sogar seine Mutter hatte es für gut befunden und auch sein Onkel Dorax freute sich über jede neue Lieferung.
„Ja, kämpfen kann Sie ja die Dimi, aber damals…. ich hab schon wieder vergessen worauf ich eigentlich hinauswollte, auf jeden Fall könntest du mich mal wieder putzen, ich weiß ganz genau dass da noch ein Stück Ork aus Greifenfurt in der Rille am Heft klebt, und überhaupt …“, plapperte „Tänzer“ schrill in Ungrimms Kopf.
„Was meinst du warum wir hier im Hof sitzen und ich einen Lappen in der Hand habe“, dachte Ungrimm leicht gereizt.
Ungrimm legte seinen Felsspalter vor sich auf den Tisch, nahm einen Lappen und begann ihn sanft aber akribisch zu reinigen. Er hatte, wie so oft, den Stein des Windes in der Fassung Tänzers, sodass die Axt sich federleicht anfühlte und kleine Luftverwirbelungen um das Axtblatt zu tanzen schienen. „Das mit dem Ork kann gar nich sein“, dachte er, „das ist schon Jahre her.“
„Ork, Dämon, Sand! Was auch immer“, ertönte es schnippisch, „auf jeden Fall muss ich geputzt werden.“ „Au ja, genau sooooo!“, schnurrte es genüßlich in Ungrimms Kopf.
„Du hast mir noch nie von der Zeit erzählt bevor du mich zum zweiten Mal gefunden hast, also deine Zeit natürlich, meine kenn ich ja.“
„DU redest doch die ganze Zeit“, dachte Ungrimm.
„Über meinen stinkenden Gefängniswärter vor dir wollte ich ja gar nichts wissen! Übrigens ein wirklich wunderschöner Tag heute! Äh, wo war ich? Ah ja! Aber du scheinst mir ja doch tatsächlich inzwischen würdig“, plapperte Tänzer unbeirrt weiter. „Hattest du was gesagt?“
„Wer Ich? NEEEEIN!“, dachte Ungrimm.
„Siehst du! Sag ich doch! Nie sagst du was! Nu erzähl schon und lass dir nich alles aus der Nase ziehen.“
„Wenn du unbedingt darauf bestehst“, dachte Ungrimm und begann sich zu erinnern. Bilder seiner Kindheit flackerten vor sein inneres Auge. „UI schau mal DU ohne Bart und sooo klein. Ach wie niedlich! Wer ist das Wesen das aussieht wie dein Zwillingsbruder? Dein Bruder? Ah ja, macht Sinn! Ihr scheint euch wohl echt gut verstanden zu haben. Ah, und das ist dann wohl dein Vater! Schmied isser SOSO! Na der wär mal stolz auf Roban gewesen wa!“
„Warum wirst du auf einmal so traurig? Entschuldigung, mir fällt gerade wieder ein, dass dein Vater tot ist, wir haben ja zusammen sein Grab besucht.“
„Na ja wenn dein Vater wüsste dass du jetz Baron bist, wär er wahrscheinlich auch stolz.“
„Vielleicht“, dachte Ungrimm, „nachdem ich ihn kurz überzeugt hab, dass hier oben nicht nur unwertes drachenanbetendes Gezücht wohnt, also nach ca. 15–30 Jahren.“
„Ich meine wir Zwerge machen die besten Waffen, brauen das beste Bier und bauen die besten Festungen, aber wir sind sooo langsam und stur.“
„Jaaa, ähm, wie soll... also, ähm, da kann ich dir nur voll und ganz zustimmen“, klang es sarkastisch.
„Ja ja! Ich weiß! Ich bin nicht besser. Glaub mir, ich bin nur halb so schlimm. Während Xorlosch überlegt, ob es in einen Krieg der Menschen eingreift, ist der Krieg vorbei, weil alle teilnehmenden Parteien seit 20 Jahren nicht mehr am Leben sind. Sowas nennt sich dann schnelle Eingreiftruppe!“, dachte Ungrimm wütend.
„Ähm, ja also... ich dachte es wäre mein Job sich über Zwerge aufzuregen, aber hey, lass dich nicht aufhalten“, zwitscherte es fröhlich. „Na jetzt, mal ernsthaft wie ging es weiter?“
„Na gut!“, dachte Ungrimm und ließ die Erinnerung seiner Jugend vor seinem inneren Auge weiter vorbeiziehen.
„Ah, weiter geht´s! Du hast nicht wirklich die ganze Schrötersuppe über die Festgesellschaft geschüttet, du warst echt schon als Kind extrem tollpatschig! Ahh… das war also auf der Feier zu deiner Aufnahme in die Xorloscher Drachenakademie. Ganz schön peinliche Aktion, was?“
„Wem sagst du das.“
„Aber das mit dem Kämpfen, hat ja damals schon recht gut funktioniert. Meine Güte wie lange dauert denn diese Ausbildung? Du hast ja locker 20 Jahre nichts anderes gemacht als zu trainieren. WAS... du hast nie den Abschluss gemacht? Ach ja, ich war ja dabei als du mit dem Leiter der Schule geredet hast. 15 Jahre fehlen dir noch.“ – „Zwerge!!!“
„Sowas in der Art hab ich mir auch gedacht“, dachte Ungrimm.
„Aber warum hast du den Laden verlassen, du warst doch auf dem besten Weg ein angesehener kleiner Zwergenkrieger zu werden?“
„Ich bin ein angesehener kleiner Zwergenkrieger.“
„Na ja, klein auf jeden Fall – Hihi!“
„HA! HA! Witzig!“
„Na, nu nich beleidigt sein, weitererzählen!“
„Oh, du und dein Bruder, zusammen in der Schmiede, ah du hilfst ihm, Ihr schmiedet zusammen ein Stück für eure Mutter. Gar nicht sooo schlecht! Oh NEIN! Nicht den Schnaps an die heiße Zwergenkohle… Scheiße die Schmiede brennt, dein Bruder ist... TOT? Jetzt seh ich nur noch rot und du rennst ziellos durch die Gänge, – ans Licht? in den Wald? Was ist da passiert?"
„Ich dachte es wäre meine Schuld gewesen… wegen dem Schnaps. Ich weiß ehrlich gesagt nicht mehr was passiert ist. Ich konnte nichts mehr wahrnehmen außer diesem tiefen Schmerz der Trauer. Ich bin ziellos durch die Gegend geirrt und wurde von einer Truppe Söldner aufgegabelt. So richtig erinnern kann ich mich daran nicht. Meine erste Erinnerung danach ist auf der Straße nach Punin. Die Söldnertruppe wollte dort Ihre Dienste anbieten. Na ja, ich kam also zu mir: Felsspalter in der Hand, Kettenhemd auf der Brust. Und hätte beinahe meinen Vordermann angegriffen, wenn ich nicht in Ketten gewesen wäre. Scheinbar habe ich öfters versucht irgendjemand zu töten. Die Söldner erzählten mir wie sie mich gefunden hatten, verwirrt nicht ansprechbar, aber aggressiv und sichtlich kampferfahren. Glücklicherweise hatten die Söldner mehrere Zwerge bei sich, die diesen Zustand schon mal gesehen hatten; scheint wohl öfters vorzukommen, wenn ein Zwillingsteil stirbt, dass der Überlebende Zwerg durchdreht. Und so haben Sie mich mitgenommen, und wenn nötig wie einen tollwütigen Hund von der Kette gelassen.“
Das Klopfen der Holzschwerter kehrte zurück in die Stille von Ungrimms Kopf.
„Na ja, wenigstens hab ich dadurch überlebt und Sie haben mich einfach ziehen lassen, mit Ausrüstung und kleinem Wegegeld. Und dann hab ich in Punin Wulf, Roban und Mythornius kennengelernt.“
„Na, das war ja jetzt eher nich so erbauend! Aber Danke, dass du mir es erzählt hast. Eine Frage noch! Warst du wirklich Schuld?“
„Nein, hat sich herausgestellt, dass es nicht meine Schuld war. Irgendeine Gasblase, die sich gebildet hatte, und dann explodiert ist.“
„Dann hättest du gar nicht weglaufen müssen?“
„Nein, aber ich bin froh, dass ich es getan habe! Nur SO konnte ich mich überwinden Xorlosch zu verlassen. Ich glaube es war Angroschs weise Führung.“
„Ah Ja! Vielleicht... so, und nun lass uns dieser Dimi mal zeigen wie man ordentlich kämpft!“
Mit einem glitzernden Leuchten in den Augen sprang Ungrimm auf, rannte über den Hof und rief lauthals den Namen seiner Hauptfrau. Dimi griff nach ihrem Enduriumschwert, welches Ungrimm Ihr geschenkt hatte und machte sich mit einem hässlichen Grinsen bereit für den Angriff Ihres Barons.