Wulf Steinhauer, Herumtreiber aus Andergast
Wulf stammt aus Andergast, wo er seine frühe Jugend verbrachte. Er sollte das einzige Kind von Mattheo und Rowena bleiben, die sich kaum um ihn kümmerten oder kümmern konnten. Sein Vater war ein Taugenichts, glaubte ein fähiger Spieler zu sein, doch war er eher ein Verlierer und Trinker. An guten Tagen zeigte er Wulf ein paar nützliche Tricks, doch derlei Tage waren selten. Meistens ließ er seinen Frust an ihm und seiner Mutter aus. Rowena war eine Artistin, der man ihre almadanische Herkunft auch an der Art, wie sie ihren Körper bewegte, ansah. Geschmeidige Bewegungen, fast so als würde sie tanzen. Auch Wulf steckt diese Art der Körperbeherrschung im Blut. Seine Mutter achtete zudem stets penibel darauf, dass Wulf beide Hände in gleichem Maße mit Kraft- & Geschicklichkeitsübungen trainierte und sie lehrte ihm das Messerwerfen. Rowena tat wirklich was sie konnte, um Wulf ein gutes Leben zu ermöglichen, doch brachten ihre Gaukeleien nur selten die nötigen Heller für Essen ein oder wurden gleich vom Vater verzecht. Somit lernte Wulf schon früh, auf sich selbst aufzupassen und sich durchzusetzen. Phexens Gunst schien ihm dabei stets hold zu sein, füllten doch nicht selten erbeutetes Trockenfleisch oder gestohlene Äpfel seinen knurrenden Magen. Doch als Wulf 13 Götterläufe alt war, kam der Schock. Eines Nachts kam Mattheo so betrunken nach Hause, dass er Rowena halbtot prügelte. Bei Wulf wagte er dies schon länger nicht mehr, dieser feige Bastard. Wulf eilte seiner Mutter zur Hilfe, welche mit letzter Kraft fliehen konnte und Wulf mit der Gewissheit zurücklassen musste, dass er nun erwachsen geworden ist und sich seines Vaters erwehren kann. Seit diesem Tage hat er keinen Kontakt mehr zu ihr und weiß nicht einmal, ob sie noch lebt. Vermutlich schloss sie sich einer reisenden Gauklertruppe an.
Es gab aber auch Lichtblicke in seiner Jugend. Der Gastwirt Bentley aus Andergast ist bis heute im Grunde Wulfs einziger Freund und das seit vielen Jahren. Er war schon immer wie ein Vater für ihn und hat immer eine interessante Geschichte auf Lager, da er zu vielen außergewöhnlichen Menschen gute Kontakte pflegt. Bei ihm bekommt Wulf Informationen, die teilweise erst Tage später die Runde machen. Im Alter von 14 Götterläufen verließ Wulf Andergast und verzichtete darauf, seinen Vater ein letztes Mal zu sehen. Inzwischen ereilte Wulf vor 2 Jahren die Nachricht, dass sein Vater bei einer Kneipenschlägerei erdolcht wurde. Es wird vermutet, dass er seine Spielschulden nicht bezahlen konnte.
Wulf wollte sein Glück in der albernischen Hauptstadt Havena versuchen. Er hatte dafür einige Silberlinge gesammelt, wovon das meiste aus kleineren Diebstählen bestand. Auch der eine oder andere Geldbeutel hatte sich auf diese Weise in seine Hand verirrt. Er heuerte zunächst als Tagelöhner am Hafen an und konnte dort einige nützliche Kontakte knüpfen und verdiente sich sein Zubrot mit Einbrüchen und den Verkauf von Hehlerware. Somit wurden auch einflussreichere Leute auf ihn aufmerksam, die ihn des Öfteren für „spezielle" Aufträge anheuerten. Schnell hatte er in einschlägigen Kreisen den Ruf, sehr zuverlässig zu sein, ohne viele Fragen zu stellen. Einer seiner wichtigsten Kontakte ist nach wie vor der angesehene Handelsmagnat Rigan ui Halman, für den er den einen oder anderen unliebsamen Konkurrenten ausschaltete. Rigan ui Halman gilt als Experte darin, auch die heikelste Ware zu besorgen oder an den Mann zu bringen. So konnte Wulf bei ihm nicht nur sein Diebesgut für ordentliche Dukaten loswerden, sondern diese auch praktischerweise gleich wieder in kostspielige Gifte oder Rauschkraut und Samthauch investieren, was ihm seinen Geschmacks- und Geruchssinn ruinierte.
Das übrige Gold setzte er geschickt ein, um sich ein wenig unabhängiger zu machen und er betrat ein neues Gebiet – die Zuhälterei. Damit ließ sich gerade im Hafenviertel eine Menge Geld verdienen. Er unterhielt nach kurzer Zeit drei Bordelle und eine Taverne mit „exotischem Tanz" – ein gutes Leben.
Nach zwei Götterläufen suchte Wulf aber ein neues Abenteuer. Er wurde Gründungsmitglied der Diebesgilde „Schwarze Kralle", die zunächst sehr erfolgreich in Havena ihr Unwesen trieb. Doch bald häuften sich Meuchel-Aufträge und es kam zu Unstimmigkeiten innerhalb der Gilde. Jemand hatte es auf Wulf abgesehen und versuchte ihn zu vergiften. Phex sei Dank ging es schief, so dass sich Wulf, wie einst seine Mutter, in der Nacht davonstahl. Er entwendete dafür das Amulett „Flucht" aus dem Gildenschatz, welches einem Geweihten erst kürzlich abgenommen wurde.
Heute zählt Wulf 24 Götterläufe und er ist gerade wieder nach Andergast zurückgekehrt. Doch wird die „Schwarze Kralle" sicherlich schon auf der Suche nach ihm sein. Niemand darf die Gilde lebend verlassen. Jetzt ist es aber erstmal Zeit für ein kühles Bier bei Bentley. Mal sehen was es für Neuigkeiten gibt, sie hatten sich bereits länger nicht geschrieben.
Die PDF-Version über die Vergangenheit von Wulf Steinhauer findet ihr hier: