Mythornius aus Festum
Der nachfolgende Bericht gibt die Erlebnisse und Reisen des Festumer Magus Mythornius zwischen dem Ende der Phileasson Saga und dem Beginn des Jahrs des Greifen wieder.
1009 BF
In Thorwal, der Hauptstadt der Nordmänner, blieb nicht viel Zeit, denn schon am Morgen nach der Feier stach die Taubralir in See, mit Mythornius an Bord. In den wenigen Stunden davor kümmerte sich der Festumer Magus um den Kauf des ‚Schwarzen Fingern’, einem mächtigen alten Turm, auf dem Kliff Thorwals gelegen, und stattete der Magierakademie der Nordmänner einen weiteren Besuch ab. Während Cellyana von Khunchom ihn erneut in ein längeres Gespräch über die alten Elfen verwickelte, lernte er dort später auch den recht bekannten Magierphilosophen Aleya Ambareth kennen.
Dann endlich segelte das Zauberschiff der Elben los und lässt die Gestade Thorwals, ja ganz Aventuriens hinter sich. An Bord befindet sich der Elfenkönig Fenvarien, der junge Weise Shadruel, Shirandra und auch Mythornius. Auf der Schulter des Magus sitzt sein kleiner Meckerdrache Pug. Auch die Shiannafeya unter Führung Urdiriels befanden sich an Bord, ihre neue und doch immer noch fremde Heimat nun für immer hinter sich lassend.
Hinter den Nebeln wurden Bardibig, die Ruinen von Djanilla, die Drei Großen Schnecken sowie Ta'lisseni angesteuert. Mythornius wurde Zeuge, wie erste, zaghafte Friedensgespräche zwischen den Vertretern der einzelnen Elfenvölker stattfanden, alles unter der Aufsicht des alten Hochkönigs Fenvarien, Urdiriel und dem Nurti-Priester Ammantillida. Mythornius lernte in dieser Zeit viel über die Geschichte, das Wissen und die Magie der alten Elben.
Auf einer der kleineren Inseln, welche von den Wilden Elfen bewohnt wird, gelang es dem Magier zudem, das lange ersehnte blaue Holz für seinen neuen Zauberstab (seinen alten Stab verlor der Magier während dem magischen Duell zwischen Niamh und Pardona) zu finden und es auf magische Weise in einen neuen Stab zu formen.
1010 BF
Viele Monate später gelangte Mythornius schließlich an Bord des Zauberschiffes wieder an die Küsten Thorwals. Die folgenden Wochen verbrachte er als Gastdozent an der Schule der Hellsicht, während seiner Freizeit suchte er immer wieder das Gespräch mit Magister Ambareth.
Auch das Einrichten des Schwarzen Turms hoch oben auf dem Kliff Thorwals schritt immer weiter voran. Viel Zeit kostete auch das Studium der zahlreichen Schriften und Pergamente, die der Festumer Magier aus dem Turm des Schlangenkönigs von den Inseln hinter den Nebeln mit zurück nach Aventurien gebracht hatte.
Gut einen Monat verbrachte Mythornius in Thorwal, ehe er beschloss, gen Brocksal aufzubrechen und das raue Land der Nordmänner für eine Weile hinter sich zu lassen. Die Reise führte von Thorwal aus an der Küste entlang bis nach Albernia. In Havena, der Hauptstadt Albernias, ging Mythornius an Bord eines bornischen Seglers und segelte bis hinunter ins Königreich Drôl. Kuslik und Belhanka wurden während der Reise angefahren, um nur einige wenige der bedeutenderen Städte des Lieblichen Feldes zu nennen.
Von der Rosenstadt Drôl aus reiste der Magus weiter den Knüppeldamm entlang, am Ufer des riesigen Loch Hardrôl gelegen. In Heldenrain besuchte er das Denkmal Gerons, ehe er schließlich Brocksal, in den Tiefen des Regengebirges gelegen, erreichte. Mit Staunen und Stolz stellte er fest, dass es den Fasarer Bettlern unter der Führung Aischas mittlerweile gelungen war, ein kleines aber nettes Dörfchen inmitten des Regengebirges zu errichten - die Reise mit Kapitän Phileasson hatte gute Früchte getragen! Mythornius beschloss seinen Plan in die Tat umzusetzen und nahm den magisch begabten Bettlerjungen Abdallah mit auf seine weitere Reise, um ihn in die Obhut einer Magierakademie zu geben. Dann ging es zurück nach Drôl, da Port Corrad und die umliegenden Küstengebiete aufgrund des Vormarsches der Al'Anfaner alles andere als sicher schienen.
Von der Rosenstadt ging es per Schiff bis nach Kuslik, dort wurde der Yaquirstieg bis nach Punin, der Hauptstadt Almadas, genommen. In der stolzen Stadt Punin wurde Mythornius Zeuge eines geschichtsträchtigen Ereignis: Sechs Magier, alle gewandet in einfache weiße Roben, stellten sich vor den Toren der Puniner Akademie als Gesandtschaft des Konzils der Elemente zu Drakonia vor. Zweifelten die Puniner Magier zu Beginn noch an den Angaben dieser seltsamen Magier, wurden sie doch bald eines besseren belehrt, als die sechs Männer und Frauen in den weißen Roben einen IGNISPHAERO in den Himmel über der Akademie schickten und den Torwächtern das über tausend Jahre alte Original des Groszen Elementhariums vorlegen. Bevor die Gesandtschaft in den privaten Gemächern der Spektabilität, Prishya von Garlischgrötz zu Grangor, verschwand, konnte Mythornius sogar noch einige Gesprächsfetzen aufschnappen: So nannte sich der Anführer der Elementaristen Pyriander und berichtete über die zunehmenden elementaren Veränderungen in der Welt, deren Ursprünge aber bisher nicht näher definiert werden können. Daher sei die Gesandtschaft auch nach Punin gekommen um einige fähige Analysemagier mit diesem Problem zu konsultieren.
Schon einen Tag nach der Ankunft reiste die Gesandtschaft wieder ab, lediglich Pyriander selbst blieb einige Zeit länger. Ob Zufall oder die Fügung der Zwölfe, der Elementarmagier Pyriander sprach kurz vor seiner Abreise Mythornius auf Abdallah an und bot nach einem kurzen Gespräch an, den kleinen Bettlerjungen als Scholaren auf das Konzil der Elemente Drakonia mitzunehmen. Natürlich willigte Mythornius sogleich ein, boten sich dem jungen Abdallah hier doch Chancen, die um so vieles besser sind als in Punin. Wehmütig und doch erleichtert blickt der Festumer Magus kurze Zeit später den Elementarmagiern in ihren weißen Roben hinterher, Abdallah an der Seite der Magier.
Am nächsten Tag hat Mythornius von Punin aus einen Abstecher ins kleine Städtchen Then gemacht, um dort seinen alten Reisegefährten Roban zu besuchen. Einige Tage später folgte dann die Abreise aus der Hauptstadt Almadas.
Der Weg führte Mythornius auf der Zedernstraße über den mächtigen Rastulswall, an Erkenstein, El'Trutz und Nagillah vorbei bis in die Stadt der tausend Türme, der Sündenpfuhl Aventuriens, Fasar. Von dort aus ging es weiter nach Anchopal und schließlich in das an der Mündung des Mhanadi gelegenen Khunchoms. Von Fasar bis Khunchom hatte Mythornius dabei im Fasarer Magus Sulman al'Venish eine interessante, wenngleich auch seltsame Reisebegleitung.
In der Drachenei-Akademie wurde dem Festumer Magus ein Gästezimmer gewährt, und in den nächsten Tagen bereitete Mythornius seine lang zuvor geplante Expedition in die Gorische Wüste vor. In Sahif ibn Nasreddin fand Mythornius einen Geweihten des Boron, der sich bereit erklärte, an der gefährlichen Reise teilzunehmen. Einige Tage später kam dann auch Ungrimm Eisenfaust mit zwei Begleitern in Khunchom an: Walpurga von Löwenhaupt und Marcelo von Roseneich, beides kürzlich abgegangene ehemalige Schüler der Wehrheimer Kriegerakademie. Schließlich war die Zeit reif und die kleine Expeditionsgemeinschaft brach mit Maultieren und zwei weiteren Söldlingen gen Gorische Wüste auf.
Nach wenigen Tagen kam die Expedition am Fuß der erbarmungslosen Gor an. Der Aufstieg erfolgte wie schon damals durch die Klamm der Toten.
Zwei Tage wurden am Grabmal von Rohals Streitern verbracht, bis endlich alle Gebeine der toten Helden wieder würdig aufgebahrt waren und die Grabstätte von Nasreddin neu eingeweiht war. Ungrimm brachte sodann den Eingang zum Einsturz, um so das Grabmal für alle Zeiten wieder zu verschließen.
Während der Geweihte Borons sowie die beiden Söldner sich wieder auf den Rückweg nach Khunchom machten, erreichten Mythornius, Ungrimm und die beiden anderen nach einem beschwerlichen Weg das grüne Tal Liscoms, in früherer Zeit die Sommerresidenz von Tharsonius von Bethana, genannt Borbarad. Das ehemalige Sklavendorf lag verlassen und unbewohnt vor, die befreiten Sklaven hatten wie es scheint den Weg durch die Gor gewagt und alles mitgenommen, was sie in irgendeiner Weise transportieren konnten.
Liscoms Turm allerdings wurde unberührt vorgefunden – zu groß war wohl die Angst der Sklaven, den Turm zu betreten. In mühevoller Kleinarbeit gelang es dem Festumer Magus, die beiden Sphärentunnel in der westlichen Höhle am Rande des Tals zu erforschen und letztendlich auch zu verstehen. Einer der Zugänge führt in den Keller eines verlassenes Hauses in Selem, der andere führt in eine Höhle in Mitten des Steineichenwalds.
Viele Monde hat es gedauert, bis Mythornius den ungeheuren Wissensschatz in der Bibliothek des Turms auch nur ansatzweise überblickt hat. Während also Ungrimm, Walpurga und Marcelo sich schon bald wieder - beladen mit zahlreichen Gold- und Mindoriumbarren - auf den Rückweg nach Khunchom machten, richtete sich der Festumer Magus in Liscoms ehemaligem Turm regelrecht häuslich ein. Erst ein halbes Jahr später beschloss er endlich schweren Herzens, das Tal durch die Sphärentunnel in Richtung Steineichenwald wieder zu verlassen; beladen mit unzähligen wertvollen Einzelstücken und Schriften aus Liscoms Turm. Von dort aus ging es wieder zurück nach Thorwal.
1011 BF
In Thorwal kamen Mythornius zwar die ersten Berichte über den Krieg gegen die Orken zu Ohren, doch die ersten Schlachtenerfolge Prinz Brins im Nebelmoor haben kaum Zweifel daran gelassen, dass es nur noch eine Frage der Zeit ist, bis die barbarischen Schwarzpelze zurück ins Orkland getrieben werden.
Mythornius beschloss daher, seine nordaventurische Rundreise trotzdem zu starten. Auf einer Otta gelangte er über den Golf von Riva bis in die Stadt Riva selbst. Von dort aus ging es mit Pferd, Packpferd und nivesischem Führer in die Steppenlandschaften des Nordens. Über Leikinen, Kysira und Kirma erreichte man letztendlich das am Oblomon gelegene Städtchen Gerasim. Die Spektabilitäten der dortigen Akademie, der greise Anastasius Silberhaar und die Elfe Mondglanz Eichenfeld, luden den reisenden Magus freundlich zu Speis, Trank und Diskussionen ein.
Nach einigen Tagen reiste der Festumer Magier weiter in Richtung Oblarasim, hielt sich in diesem verruchten Städtchen aber nicht länger als nötig auf. Über den Rabenpass wurde die Gelbe Sichel überquert, Norburg wurde aufgrund früherer Ereignisse mit Phileasson weitläufig umgangen. Bei Schossko ging es dann zurück auf die Bornstraße, um in Kirschhausen den Lehrmeister von Mythornius, den Magister Novaldius von Kirschhausen, zu besuchen. Anschließend ging die Reise weiter in die Hauptstadt des Bornlands, das freie Festum.
1012 BF
In Festum endlich erfuhr der Magus vom Vorrücken der Orken und wie schlimm es um den Svelltschen Städtebund stand. Letztendlich entschloss sich der Magus daher, Weiden weitläufig zu umgehen und stattdessen an der Küste entlang bis nach Vallusa zu reisen. Über Ysilia und Warunk ging es dann bis nach Wehrheim, das nach über zwei Monden Reise endlich erreicht wurde. Schon viele Tage zuvor kamen dem Magus immer wieder Flüchtlinge des Orkkrieges entgegen, und in Wehrheim konnte Mythornius sodann das kaiserliche Heer des Reiches vor den Mauern der Stadt betrachten. Überall waren Zelte mit den verschiedensten Bannern aufgebaut, überall waren Soldaten, Söldner und Trossgesinde zu sehen.
Mythornius suchte natürlich zuerst seinen alten Kampfgefährten Ungrimm auf, der ihm weitere Details über den Verlauf des Krieges berichten konnte. Schon wenig später gelangten Berichte über ein Vorrücken der Orks auf die Kaiserstadt Gareth nach Wehrheim, und geschäftiges Treiben breitete sich aus. Am 9. Tsa 1012 BF ist das kaiserliche Heer unter König Brin Richtung Gareth aufgebrochen, und auch Ungrimm hatte sich dem Heerhaufen angeschlossen. Mythornius indes beschloss, dem Heer als Heiler zu Diensten zu stehen und zog hinter dem eigentlichen Heerwurm im Tross der Armee mit gen Gareth.
Am Abend des 2. Phex war die Schlacht auf den Silkwiesen geschlagen, und Mythornius steht erschöpft in einem der zahlreichen Zelte, blutige Verbände in seinen Händen...