Roban Loken
Der nachfolgende Bericht erzählt die Reise Robans von Thorwal nach Almada und geht auf die unglaublichen Ereignisse ein, die sich während der Reise ereignet haben.
Achtung - dieser Bericht enthält Meisterinformationen zu A102 "Die Kanäle von Grangor"!
1009 BF
Nach dem erfolgreichen Ende der Phileasson Saga hat Roban Loken den weiten Weg nach Havena genommen, an der Küste entlang über seine Heimat Nostria bis zur Hauptstadt Albernias. In Nostria verbrachte Roban einige Wochen damit, sein Heimatdorf Tanzias zu besuchen und seine Eltern wiederzusehen. Viele gemütliche Abende gab es da, zahlreiche Gelegenheiten also, bei gebratener Salzarele und anderen heimischen Gerichten von seiner langen und großartigen Abenteuerreise mit Kapitän Phileasson zu berichten.
Nach einigen Wochen hat Roban dann schweren Herzens endlich beschlossen, weiterzureisen. Da er auf Anhieb kein Schiff finden konnte, das nach Havena segelt, ist Roban über den Landweg an der Küste entlang gereist, welcher vor Havena durch die berüchtigte Muhrsape, dem sumpfigen Delta des großen Flusses, führt. Kurz vor dem kleinen Örtchen Dela hatte der Nostrier eine unerfreuliche Begegnung mit den dort häufig anzutreffenden Sumpfranzen, die aber mit Mjolnirs Überzeugungskunst schnell geregelt wurden. In der Hauptstadt des Fürstentums Albernia verbrachte Roban einige Tage und besichtigte dort unter anderem den großartigen Efferd-Tempel der albernischen Hauptstadt.
Von Havena aus reiste Roban auf einem Flusskahn bis nach Elenvina und von dort aus auf dem Phecadistieg ins Liebliche Feld bis nach Grangor. Auch hier verweilte der Nostrier einige Tage, denn Grangor, immerhin die drittgrößte Stadt des Lieblichen Feldes, wunderschön an der Phecadi-Mündung ins Meer der Sieben Winde gelegen, hat sicher so einiges zu bieten.
Als eine der ersten Örtlichkeiten besuchte Roban den eindrucksvollen Rahja-Tempel der Stadt. Dort wurde er Zeuge einer unglaublichen, göttlichen Begegnung: Rahja selbst, die Göttin der Liebe, sprach zu ihm, der Hochgeweihten Letita und elf anderen gerade anwesenden Personen im Inneren des Tempels:
„Seid mir gegrüßt, ich bin die Tochter Sumus, die Göttin der Liebe, der Ekstase, der Schönheit, des Rausch, der Freude, des Weines ... Eure Vorfahren gaben mir den schönen Namen Rahja. So höret, ich werde euch in Kürze wieder zu mir rufen weil ihr mir und der Stadt, die ihr Grangor nennt, einen Dienst erweisen müsst.“
Berauscht von einem göttergleichen Glücksgefühl haben Roban und die Anderen den Tempel erst nach endlos langer Zeit der Starre wieder verlassen. Roban wanderte noch immer benebelt und ziellos durch die Gassen Grangors, als er von Weitem plötzlich einen Sturm aufziehen sah. Überderisch schnell kam der Sturm näher, und der Wirbelsturm erfasste mit grausamer Macht Menschen, Tiere und Häuser. Die einzigen Tiere, die der Naturgewalt des Sturmes zu trotzen vermochten waren Ratten, die zu hunderten aus den Kellern der Häuser auf die Gassen und Straßen Grangors flohen.
Kurze Zeit später begann gar die Erde selbst zu beben und ganze Häuser und Straßenzüge wurden im Schlund von Sumus Leib verschluckt. Roban hatte keine Möglichkeit zu entkommen, das Letzte was er sah war ein riesiger Torflügel, der auf ihn zuraste – ein lautes Krachen, dumpfer Schmerz, dann war es schwarz.
Als Roban benommen wieder zu sich kam befand er sich wundersamer Weise im Tempel der Rahja, genau wie die Hochgeweihte Letita und jene elf anderen Personen, mit denen er zuvor die göttliche Vision erlebt hatte. Als die klare, überderisch schöne Stimme der Göttin erneut erklang, waren sich alle Anwesenden sicher, dass es mehr als eine Vision ist. Die Stimme klang seltsam, ja schwach, als ob es die Göttin unendliche Kraft kostete, an diesem Ort zu dieser Zeit zu ihnen zu sprechen:
„Wie ich sehe, seit ihr alle meinem Ruf gefolgt. Ihr habt gesehen, habt erlebt, wie die Stadt, die ihr Grangor nennt, untergegangen ist. Auch ihr selbst seid gestorben, wenngleich ihr jetzt auch vor mir steht. Eine göttliche Strafe hat die Stadt und alle darin lebenden Menschen getroffen. Was ihr gesehen habt, war das Werk meiner Brüder und Schwestern, Efferd, Ingerimm und Rondra. Sie haben beschlossen, eure Stadt zu vernichten, weil das Rattenkind, welchen ihr den ohne Namen nennt, in dieser euren Stadt eine mächtige Bastion besitzt. Er versteht es gut, sein Treiben zu verbergen, und so wussten wir nicht, wo genau er seine schändlichen Anhänger versammelte. Von Tag zu Tag gewann er mehr Diener für sich, und meine Geschwister entschieden sich für das Opfer der ganzen Stadt, um die Bedrohung abzuwenden. Ich habe sie gebeten, einen anderen Weg zu gehen, aber sie sahen darin den einzigen Weg, die Seelen vor dem Zugriff des Rattenkinds zu schützen. Ich bin jedoch immer noch überzeugt, dass dieses Opfer nicht nötig gewesen ist, denn es gibt immer mehr als einen Weg aus dem Unbill. Um einen dieser Wege zu öffnen, musste ich einen Pakt mit Satinav, dem Herrn der Zeit, schließen. Ein hoher Preis wurde mir für diesen Pakt abverlangt ... Satinav hat die Zeit angehalten sowie jene um einige Stunden zurückbewegt und hält sie nun einen halben Tag lang an. Dazu bedient er sich meiner Kraft, die zweite Bedingung für unseren Pakt. Die Zeit steht nun still, doch nicht für euch. Nutzt diese Zeit um die Bastion des Rattenkinds zu finden und seine Macht zu brechen. Es muss ein Teil vom Rattenkind hier in Grangor sein, das spüren wir... Findet es, vernichtet es...“
Während die Hochgeweihte sich in das Allerheiligste des Tempels zurückzog, hat sich Roban, noch immer fassungslos, mit den anderen elf Auserwählten auf die Suche nach der namenlosen Bastion gemacht. Gar seltsam war es, durch die erstarrte Stadt zu ziehen: Hier ein Beutelschneider, mitten in der Bewegung erstarrt, dort ein Vogel, in der Luft stehend, und hier ein kleiner Junge, der in einer eigentlich völlig unmöglichen Haltung ausharrt.
Während die Männer und Frauen durch die starre und absolut stille Stadt streiften und zahlreiche Absonderlichkeiten genauer betrachteten, fiel es Roban plötzlich wie Schuppen von den Augen: Dreizehn! Dreizehn, nicht zwölf Menschen hörten die Worte Rahjas! Und während zwölf Menschen auf der Suche nach den Dienern des Namenlosen die Stadt durchstreiften, war die dreizehnte, die Hochgeweihte selbst, in den Hallen des Tempels zurückgeblieben! Roban schlug sich an den Kopf – wie konnte er nur so dumm sein! Wie von Dämonen verfolgt stürmte er zurück zum Tempel der Liebesgöttin. Und tatsächlich, dort angekommen, konnte er in den allerheiligsten Bereichen des Gotteshauses Letita ausmachen. In der Linken trug sie ein seltsam violett schimmerndes Seil, und als sie den Nostrier mit erhobebem Kriegshammer erblickte hat sie ihn hasserfüllt angestarrt und mit einem unverständlichem Schrei angegriffen. Ein wilder Kampf entbrannte um das sogenannte Haar des Namenlosen, doch letztendlich gelang es dem tapferen Roban die Hochgeweihte Letita mit einem mächtigen Hieb des Hammers zur Strecke zu bringen und wenig später das Haar des Namenlosen in der heiligen Esse des Ingerimmtempels zu verbrennen.
Wenige Stunden später wanderte er erneut durch die Straßen Grangors, als ob niemals etwas geschehen wäre. Bürger schauten den abgekämpft aussehenden Nostrier abfällig an, Bettler baten ihn um eine göttergefällige Gabe und Staßenhändler priesen allerlei Naschwerk und Gebratenes an. Nur Roban selbst und seine elf Mitstreiter wissen, was wirklich in Grangor passierte...
Nach einigen Tagen stiller Andacht im Tempel der lieblichen Göttin ist Roban über die Herzogstraße nach Bomed weitergereist. Von dort nahm er die Reichstraße VI (auch Yaquirstieg genannt) über Amhallah bis nach Punin.
1010-1011 BF
Wochen und Monate dauerte es, bis Roban Loken das komplizierte Spiel der Handwerker und Zünfte in der almadanischen Hauptstadt durchschaute. Dann konnte er durch einen glücklichen Zufall die Gunst der reichen Patrizierin Ganielle Dallenstein erlangen und zusammen mit zahlreichen Dukaten die Ackerbürgerschaft Punins erlangen.
Die Götter schienen Roban auch weiterhin wohlgesonnen zu sein, denn der alte Schmied Galdani der kleinen Stadt Then, noch im Stadtgebiet Punins gelegen, stellte den nostrischen Schmiedegesellen schon bald ein. So verbrachte Roban die nächsten Monate in Then und konnte vieles bei Meister Galdani lernen. Sein großes Ziel, die eigene Schmiede in Almada, scheint dabei aber noch immer unerreichbar.
1012 BF
Manche haben es kommen sehen, andere wollten es nicht wahrhaben, doch am Ende ist es tatsächlich passiert – die Orks marschierten auf Gareth! Berichte über die Vernichtung der Thuranischen und der Orkzwinger Legionen ließen die Menschen des Mittelreichs mit Bangen in die Zukunft blicken. Als am 28. Rondra die menschlichen Verteidiger des Reichs eine vernichtende Niederlage hinnehmen mussten machten Gerüchte die Runde, das die Orks direkt gegen die Kaiserstadt Gareth zu ziehen gedenken!
Natürlich hat Roban nicht lange gezögert und sich, wie viele andere auch, dem almadanischen Entsatzheer unter der Führung von Dom Ludovigo Sforigan, dem Vogt Ragaths, angeschlossen und ist mit dem Landwehrheer nach Gareth gezogen.
Am Abend des 2. Phex stand Roban erschöpft in einem Feldlager in der Nähe von Silkwiesen und stützte sich auf seinen großen Kriegshammer aus bläulichem Elfenstahl. Lange Zeit sah es wohl nicht gut aus für die kaiserlichen Streiter und erst das Eintreffen der ‚Almadaner Hakenspieße’, wie die Truppe aus Almada schon bald genannt wurde, konnte das Schlachtenglück zu Gunsten des Reiches wenden.