Die Phileasson-Saga: Epilog
Reisebericht des ‚Königs der Meere‘, Hetmann Asleif Phileasson von der Glutströhm-Ottajasko
aufgezeichnet von Mandred, Sohn des Orm Follkerson
Ottaskin der Hetleute, Thorwal
12. Firun 1009 nach Bosparans Fall
Eisige Stille liegt über dem nächtlichen Kliff Thorwals. Von der Ottaskin der Hetleute führen zahlreiche frische Stiefelspuren hinab in die eigentliche Stadt der Nordmänner, doch in der Großen Halla brennt noch immer Licht. Der junge Skalde Mandred Ormson hat es sich dort gemütlich gemacht und feilt bei heißem Met an seinen Formulierungen der Phileasson-Saga.
Auch Asleif Phileasson sitzt noch an dem schweren Eichenholztisch in der Großen Halla, ebenso sein Steuermann und guter Freund Ynu sowie sein Schiffsmagier Aleya Ambareth. Phileasson dreht gedankenverloren einen schwarzen Dolch auf der Tischplatte und spricht dann leise:
„Tja, nun sollten wir uns wirklich einmal Gedanken machen, was wir in den nächsten Wochen und Monden so tun werden. Shirandra sitzt nun wohl für immer auf den Inseln hinter den Nebeln, aber Mythornius wird sicherlich irgendwann zurückkommen, da bin ich mir sicher. Immerhin hat er sich das Recht erworben, den lange verlassenen Schwarzen Finger zu beziehen! Roban ist allerdings ins Raulsche Reich aufgebrochen, keine Ahnung wann und ob ich ihn wiedersehe. Wulf hat ja beschlossen, in Andergast nach Spuren seiner verschollenen Schwester zu suchen, wer weiß schon, wohin ihn diese Queste noch führen wird. Ungrimm hat es ja in unserer Kriegerschule Ugdalfskronir auch nicht allzu lange ausgehalten. Nun verprügelt er wohl bald Schüler in Wehrheim, ist sicherlich einfacher als angehende Rekker hier bei uns zu schlagen, das Wohl! Berosch hat sich einfach abgesetzt und Hakon wollte nach Uhdenberg, um sich dort als Uhdenberger Legionär zu verdingen. Auf Eilif können wir erst einmal auch nicht zählen, denn Tronde hat ihr irgendeine Aufgabe im Orkland zugeteilt. Vorher will sie aber sowieso noch irgendetwas mit Beorns Söhnen klären, mehr weiß ich da auch nicht. So oder so, auf keinen der Männer können wir in den nächsten Monden zählen.“ Phileasson nimmt einen Schluck Met, dann spricht er weiter:
„Um Lenya müssen wir uns immerhin keine Gedanken mehr machen, laut Shaya wurde die arme Seele endlich erlöst, dessen ist sie sich sicher. Eine erneute Reise zum Himmelsturm, um dort Lenya zu befreien, ist also nicht mehr nötig. Ich schlage also vor, dass wir uns Trondes Kapernfahrt nach Enqui anschließen. Wie seht ihr das?“ Phileasson schaut die beiden Männer fragend an. Ynu nickt bekräftigend und auch Aleya tut es ihm wenige Augenblicke später gleich. Asleif nickt zufrieden, dann redet er weiter:
„Gut, dann wäre das also abgemacht. Wird auch Zeit, dass wir dieses elendige Walfängernest Enqui endlich ausräuchern, bei Swafnir! Danach allerdings will ich wieder in den Süden. Vielleicht nach Brokscal, vielleicht auch weiter bis zu den Feuerinseln. Oder nochmal am Efferdwall vorbei ins Güldenland. Wisst ihr, ich will noch viel mehr als nur diese eine Wettfahrt. Wir werden noch Entdeckungen machen, von denen ihr bisher noch nicht einmal träumen könnt, das Wohl!“ Bei diesen Worten schlägt Phileasson grinsend seine Faust auf den schweren Eichnholztisch, während in seinen eisgrauen Augen ein noch immer ungestillter Wissensdurst brennt.
Es dauert noch lange, bis der Hetmann und seine Männer endlich die Große Halla verlassen und sich auf den Weg hinab in das Langhaus der Glutströhm-Ottajasko machen.